COP28 | Analysen zur UN-Klimakonferenz 2023 (#KlimaMemes23)

Welche Bilder werden in Social Media zum Thema Klimawandel geteilt? Welche Themen stehen im Zentrum der Diskussionen und wie unterscheiden sich die Diskurse auf unterschiedlichen Plattformen wie Instagram, TikTok und Facebook? Welche Rolle spielen humorvolle Inhalte wie Politische Internet Memes in Diskussionen zum Klimawandel?

Diesen und weiteren aktuellen Fragen geht die Analyse der UN-Klimakonferenz 2023 (#KlimaMemes23) von Prof. Dr. Mario Haim, Dr. Jörg Haßler, Dr. Simon Lübke und Nadezdha Ozornina von der Ludwig-Maximilians-Universität München nach. Die Forscher*innen analysieren im Rahmen von #KlimaMemes23 die Kommunikation zu Klimawandelthemen und von zentralen Akteur:innen im deutschen Klimadiskurs, wie Aktivist:innen, Politiker:innen und NGOs in Social Media während der UN-Weltklimakonferenz (COP28) vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai.

Das Besondere daran: Die Ergebnisse werden aktuell und wöchentlich hier in drei Reports vorgestellt und eingeordnet – am 7., 14., und 21. Dezember. So lassen sich schon während und kurz nach der Konferenz aktuelle Trends und Entwicklungen in der Kommunikation verschiedener Akteure und auf unterschiedlichen Plattformen identifizieren.

Mit Verfahren der automatisierten Analyse und qualitativen Fallstudien populärer Inhalte analysiert die #KlimaMemes23 im Zeitraum vom 27. November bis zum 15. Dezember 2023 die Kommunikation auf den Plattformen Instagram, TikTok, Facebook und YouTube und untersucht die Posts zu veranstaltungsbezogenen (#COP28) bzw. themenspezifischen Hashtags (#climatechange) sowie von Profilen relevanter Stakeholder wie Protestbewegungen, NGOs, Politiker:innen und Parteien.

Die Analyse #KlimaMemes23 ist Teil eines interdisziplinären Forschungsprojektes zum Einfluss humoristisch intendierter Kommunikation im Rahmen des Klimawandels (KLIMA-MEMES). Das Projekt ist eine Zusammenarbeit von Forscher:innen der Kommunikationswissenschaft, der Computational Linguistics und der Computer Vision und wird vom Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) gefördert. 

Datenerhebung und Methode

Report 1 – 07.12.2023

Mehr Klimawandelbekämpfung als Klimawandelskepsis: Eine vergleichende Analyse von Social-Media-Beiträge auf Instagram, Facebook, TikTok und YouTube während der COP28

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • Höchste Anzahl an Beiträgen zu #COP28 auf Facebook
  • Anteil von Inhalten mit Bezug zur Klimawandelbekämpfung deutlich größer als von klimawandelkritischen Inhalten
  • Meiste klimawandelkritische Inhalte auf TikTok
  • #meme vor allem auf TikTok populär


Vom 30. November bis 12. Dezember 2023 findet in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) die diesjährige United Nations Climate Change Conference (COP28) statt. In unserem ersten von drei Reports analysieren wir, was parallel zur Konferenz auf den Social-Media-Plattformen Instagram, Facebook, TikTok und YouTube passiert. In diesem ersten Report steht der Vergleich der Inhalte zur COP28 zwischen den vier untersuchten Social-Media-Plattformen im Mittelpunkt. Die Analyse bezieht dafür Inhalte mit ein, die zwischen dem 27. November und bis einschließlich zum 04. Dezember auf den vier Plattformen veröffentlicht wurden.


Anzahl und Popularität der Beiträge

Die jährlich stattfindende UN-Klimakonferenz ist regelmäßig Höhepunkt der Online-Diskussionen zum Klimawandel auf Social-Media-Plattformen. Das zeigt sich auch in unseren Daten: Pünktlich zum Auftakt der Konferenz steigt die Anzahl von Posts mit den Hashtags der Veranstaltung (#COP28 und #COP28uae) auf allen vier untersuchten Plattformen.

Vom 27. November bis zum 4. Dezember haben wir insgesamt 37.378 Posts zu den beiden Hashtags #COP28 und #COP28uae auf den vier Plattformen erfasst, wobei fast zwei Drittel der Posts (n = 23.682, 64 %) auf Facebook-Seiten veröffentlicht wurden. Wie Abbildung 1 zeigt, wurde der vorläufige Höhepunkt der Menge an Posts am 01. Dezember, dem Tag nach der Eröffnung der Konferenz, erreicht. 

Abbildung 1. Gesamt: 37.378 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 04.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben.

Zu den beliebtesten Inhalten der ersten Konferenztage gehört ein Post der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Er zeigt ein Selfie von Meloni mit dem indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi während der COP und ist beschrieben mit „Good friends at COP28“ . Als Hashtag wurde #Melodi verwendet, ein Wortspiel aus den Nachnamen der beiden. 1,7 Millionen User haben den Post mittlerweile auf Instagram gelikt.

Klimawandelbekämpfung vs. Klimawandelkritik

Während Meloni einen kreativen Hashtag erfindet, wird mit den Hashtags #COP28 und #COP28uae ein bewusster, einheitlicher Bezug zu den Ereignissen auf der COP hergestellt. Gleichzeitig können Nutzende weitere Hashtags verwenden, um einen inhaltlichen Schwerpunkt ihres Posts hervorzuheben. Im nächsten Schritt vergleichen wir daher, wie hoch der Anteil jener Beiträge ist, die aufgrund ihrer genutzten Hashtags eher einer Befürwortung oder eher einer Kritik von Klimawandelmaßnahmen zugeordnet werden können.

Klimawandelbekämpfung

Für Beiträge zur Bekämpfung des Klimawandels werden dabei konkret die Hashtags betrachtet, die zum Handeln in der Klimakrise (z. B. #climateaction), zum Schutz des Planeten (z. B. #savetheplanet) oder zum Kampf gegen den Klimawandel aufrufen (z. B. #fightclimatechange). Die neun bislang am häufigsten verwendeten Hashtags aus dieser Kategorie lauten: #climateaction, #savetheplanet, #fridaysforfuture, #climatesolution, #saveourplanet, #protectourplanet, #thereisnoplanetb, #climatechangeisreal, #fightclimatechange. 

Im Vergleich der Häufigkeiten von Posts zwischen den Plattformen zeigt sich, dass auf Facebook bislang mehr Beiträge mit Hashtags zur Klimawandelbekämpfung veröffentlicht wurden als auf Instagram, TikTok und YouTube (Abbildung 3). Die geringste Zahl an Beiträge beobachten wir auf YouTube. 

Abbildung 3. Gesamt: 10.850 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 04.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben.


Zusätzlich schauen wir uns an, wie häufig verschiedene spezifische Hashtags zur Klimawandelbekämpfung auf einzelnen Plattformen verwendet werden. Dazu vergleichen wir einerseits Instagram mit Facebook und andererseits TikTok mit YouTube, weil sich diese Plattformen in ihrer Nutzungsweise jeweils ähneln. Der Vergleich von Facebook und Instagram zeigt, dass auf beiden Plattformen #climateaction mit Abstand am häufigsten verwendet wird. Andere im Klimadiskurs gängige Hashtags wie #fightclimatechange oder #thereisnoplanetb werden deutlich seltener verwendet.

Abbildung 4 . Gesamt: 9.219 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 04.12.2023

Auf TikTok und YouTube werden insgesamt weniger Beiträge mit Hashtags aus dem Bereich Klimawandelbekämpfung verbreitet als bei Facebook und Instagram. Auch auf TikTok und YouTube ist aber jeweils #climateaction der am häufigsten verwendete Hashtag. Bislang finden sich deutlich mehr Beiträge zur Klimawandelbekämpfung auf TikTok als auf YouTube.

Abbildung 5. Gesamt: 1.631 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 04.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben.

Klimawandelkritik

Wir beobachten ber auch Beiträge, die aufgrund der verwendeten Hashtags eine deutlich kritische Haltung zum Klimawandel vermuten lassen. Dabei lassen sich unterschiedliche Grade der Kritik erkennen: Hashtags, die den Klimawandel als Lüge bezeichnen (#climatelie) oder von einer Klimabetrug ausgehen (#climatefraud), deuten auf eine generell skeptische Haltung gegenüber dem menschengemachten Klimawandel hin. Der im deutschen Diskurs mittlerweile ebenfalls gängige Begriff des bzw. der „Klimakleber“ und die Verwendung des entsprechenden Hashtags deutet hingegen auf eine kritische Haltung gegenüber Einzelnen oder Gruppen hin. Dabei muss nicht unbedingt auch die Existenz des Klimawandels angezweifelt werden. Insgesamt haben wir auch hier die neun bislang am häufigsten verwendeten Hashtags zusammengefasst. Diese lauten: #climatelie, #climatehoax, #klimakleber, #climatescam, #climatechangehoax, #globalwarmingscam, #climatecult, #climatefraud, #nasalies, #chemtrails.

Im Vergleich zu den Posts mit Hashtags aus dem Bereich Klimawandelbekämpfung, fällt die Anzahl der von uns erfassten Posts mit klimawandelkritischen Posts deutlich geringer aus. Während wir für das Themenfeld Klimawandelbekämfung über 10.000 Posts in den 7 Tagen der bisherigen Datenerhebung gemessen haben, lassen sich anhand der kritischen Hashtags lediglich 363 Posts identifizieren. Rund die Hälfte dieser Posts mit klimawandelkritischen Hashtags (51 %) wurden auf TikTok veröffentlicht (Abbildung 6). Die wenigsten Beiträge sind auch in dieser Rubrik auf YouTube veröffentlicht (9 %).

Abbildung 6. Gesamt: 363 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 04.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben

Für die deutlich geringere Anzahl von klimawandelkritischen Beiträgen gegenüber Beiträgen mit Bezug zur Klimawandelbekämpfung auf den vier Plattformen sind mehrere Erklärungen denkbar. Erstens könnten klimawandelkritische Haltungen generell seltener vertreten sein und auch weniger häufig geäußert werden. Zweitens könnten kritische Haltungen mehr auf anderen Plattformen wie Reddit oder Telegram geäußert werden und sich daher seltener auf Facebook, Instagram, TikTok und YouTube finden lassen. Drittens könnten andere Hashtags verwendet werden, die durch unsere Analyse nicht erfasst wurden. Viertens könnten sich kritische Beiträge auch neutraler Hashtags wie #climatechange oder #globalwarming bedienen, sodass die kritische Haltung allein anhand des Hashtags nicht deutlich wird. Auf diese Weise würden die Beiträge nicht nur denjenigen Nutzer:innen angezeigt, die explizit nach kritischen Hashtags suchen, sondern auch denjenigen, die sich anhand eher neutraler Hashtags informieren wollen.

Angesichts der unterschiedlichen Grade an Kritik, die mit den einzelnen Hashtags wie #climatelie oder #klimakleber verbunden sein dürften, lohnt sich ein weiterer Blick auf die jeweils verwendeten Hashtags, die wir als kritische Inhalte bislang zusammengefasst haben. Erneut stellen wir dazu Facebook und Instagram sowie TikTok und YouTube gegenüber.

Abbildung 7. Gesamt: 145 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 04.12.2023


Im Vergleich von Facebook und Instagram (Abbildung 7) zeigt sich dabei, dass #klimakleber auf beiden Plattformen ähnlich häufig verwendet wird. Auch die deutlich kritischen Hashtags wie #climatescam, #climatehoax und #climatecult finden hier im Vergleich ähnlich oft Anwendung. Insgesamt aber auf einem sehr geringen Niveau, wenn man es mit den Fallzahlen bspw. von #climateaction vergleicht. Weitere assoziierte Hashtags mit Verschwörungsmythen wie #chemtrails und #nasalies lassen sich häufiger bei Instagram als bei Facebook beobachten.  

Abbildung 8. Gesamt: 218 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 04.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben


#Meme – Aktuelle Beispiel für Memes zur COP28

Im letzten Schritt wollen wir uns Beispiele für Politische Internet Memes anschauen, die während der Konferenz geteilt werden. Bei Memes handelt es sich um nutzergenerierte Social-Media-Inhalte, die Text- und Bildinhalte miteinander kombinieren und meist mit einer humorvollen Absicht erstellt werden. Zur Annäherung an den Gegenstand haben wir Hashtags identifiziert, die die Veröffentlichung und Weiterverbreitung von Memes in Posts auf den Plattformen implizieren: #meme, #ecomeme, #politicalmeme.

Abbildung 9: Gesamt: 926 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 04.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben

Abbildung 9 zeigt, dass der Hashtag #meme auf allen vier Plattformen verwendet, aber insbesondere bei TikTok deutlich häufiger eingesetzt wird. Hashtags wie #climatememe oder auch #ecomeme spielen auf den vier Plattformen kaum eine Rolle. Anhand der oben genannten Hashtags haben wir Beispiele für Klima-Memes zur COP identifiziert, auf die wir im nächsten Schritt genauer eingehen.

Beispiel von Instagram

Ein populäres Beispiel auf der Plattform stammt vom Account Greenpeace USA vom 03. Dezember. Bei dem Post handelt es sich um ein “Imagemacro”-Meme, auf dem ein überdimensionales Flugzeug abgebildet ist. Imagemacro-Memes bestehen aus einem Bild als Hintergrund und meist einer Beschriftung am oberen und unteren Bildrand. Dabei dient der obere Text als Einstieg und der unteren Text als Pointe/Punchline. Allerdings kann die Punchline statt eines Texts wie im Beispiel hier auch ein Bild sein. Durch das Meme wird Kritik an Milliardär:innen und Ölmagnat:innen geübt, die mit ihren Privatjets und Yachten – und damit wenig umweltfreundlichen Transportmitteln – zu einer Klimakonferenz reisen würden. Der Bezug zum Klimawandel wird dabei vor allem durch eine Betrachtung von Klimawandelursachen hergestellt (Emissionen durch Mobilität).

Beispiel von TikTok

In eine ähnliche Richtung geht auch ein kurzes Memevideo des Users @andychariskos auf TikTok. Im Hintergrund des Memes ist die Skyline von Dubai zu sehen. Im Vordergrund steht eine Textbotschaft, die im Stile eines Zitats formuliert ist und die Rahmenbedingungen einer Klimakonferenz in Dubai umreißt. Die Haltung der Urheber:innen des Memes wird durch eine eingespielte Videosequenz aus der TV-Serie The Office verdeutlicht, wobei der Seriencharakter seine Arbeitskolleg:innen als Idiot:innen beschimpft. So wird eine popkulturelle Referenz genutzt, um Kritik an den Organisator:innen und Teilnehmer:innen zu üben, die eine Konferenz unter den gegebenen Bedingungen veranstalten. Der Bezug zum Klimawandel wird dabei vor allem durch eine Betrachtung von Klimawandelursachen hergestellt (Emissionen durch Mobilität und Lebensstil).

Beispiel von Facebook

Bei dem Beispiel von Facebook handelt es sich um einen Betrag der Seite „Climate Change is Crap“. Auf dem Bild ist eine Person abgebildet, die vor einem Teller mit Käfern sitzt und vermutlich an Greta Thunberg erinnern soll. Überschrieben ist das Meme mit dem Satz „Iss Käfer, um das Wetter zu verbessern“. Anders als die beiden vorausgegangenen Memes wird der Inhalt nicht dazu genutzt, um sich über Politiker:innen und die Organisation der COP lustig zu machen. Stattdessen liegt die Interpretation nahe, dass hier Klimaaktivist:innen wie Thunberg und Vorschläge zur Ernährungsumstellung zum Umweltschutz kritisiert und ins Lächerliche gezogen werden.

Report 2 – 14.12.2023

Medien und Klimaaktivist:innen prägen die Diskussionen um die Klimakonferenz:
Eine vergleichende Analyse von Social-Media-Beiträge deutscher Akteur:innen während der COP28

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • Profile aus den USA am aktivsten bei Klimawandelthemen auf Facebook
  • Klimaaktivist:innen und Medienorganisationen insgesamt aktivste Gruppen auf Social Media
  • Politiker:innen und Parteien posten zur COP vor allem Instagram und Facebook – und meiden TikTok
  • Politische Internet Memes werden von Akteur:innen im deutschen Klimadiskurs nicht genutzt

Vom 30. November bis 13. Dezember 2023 fand in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) die diesjährige United Nations Climate Change Conference (COP28) statt. In unserem zweiten von drei Reports analysieren wir weiter, was parallel zur Konferenz auf den Social-Media-Plattformen Instagram, Facebook, TikTok und YouTube passiert ist. Der zweite Report widmet sich den Beiträgen von relevanten Akteur:innen für den deutschen Klimadiskurs. Dazu analysieren wir Beiträge von Profilen von Akteur:innengruppen wie Politiker:innen, Aktivist:innen und Umweltorganisationen. Die Analyse berücksichtigt dafür Inhalte, die zwischen dem 27. November und bis einschließlich zum 13. Dezember auf den vier Plattformen veröffentlicht wurden.


Anzahl der Beiträge zur COP28

Nachdem die Veranstaltung um einen Tag verlängert wurde, ist die UN-Klimakonferenz in Dubai am 13. Dezember zu Ende gegangen. Zwischen dem 27. November und dem 13. Dezember wurden dabei insgesamt rund 118.000 Beiträge mit den Konferenzhashtags wie #COP28 oder #COP28uae veröffentlicht. Dabei wurden an allen Tagen jeweils die meisten Beiträge auf Facebook gepostet. Schaut man sich die Anzahl der veröffentlichten Posts bis zum 12. Dezember zu den Konferenzhashtags im Zeitverlauf an, fällt auf, dass die Anzahl der Beiträge in der ersten Phase der Konferenz am höchsten war. Nach dem ersten Anstieg während der ersten Konferenztage, steigt die Zahl der Beiträge bei Facebook am 04. Dezember nochmal an, bevor sie dann bis zum Ende der COP auf einem niedrigeren Niveau bleibt.

Abbildung 1. Gesamt: 118.007 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 13.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben.

Wie in Abbildung 1 deutlich wird, ist Facebook weiterhin die Plattform mit den meisten Posts zur COP28 in unserem Sample. In diesem Report wollen wir einen Überblick bieten, aus welchen Regionen der Welt Facebook-Posts kommen, die englischsprachige Hashtags zur Konferenz (z. B. #COP28) oder generell zum Thema Klimawandel (z. B. #climatechange) verwenden.

Abbildung 2 zeigt, dass die meisten Posts zu internationalen Klimawandel-Hashtags auf Facebook von Profilen aus den USA stammen (47.967 Facebook-Posts). Dahinter folgen UK (17.838 Facebook-Posts) und Indien (17.824 Facebook-Posts). Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen ebenfalls auffällig viele Facebook-Posts (n = 17.720). Interessant ist zudem die Beobachtung, dass eine hohe Zahl von Posts von Accounts aus den Philippinen veröffentlicht wurden (10.553 Facebook-Posts). Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Philippinen zu den am stärksten von Klimawandelfolgen bedrohten Ländern der Welt gehören. In der Folge dürften Personen und Akteur:innen aus dieser Region der Weltklimakonferenz besondere Aufmerksamkeit schenken. Aus Deutschland wurden bislang 4.836 Facebookposts veröffentlicht. Im Vergleich aller Länder belegt Deutschland damit den 13. Platz. Das ist allerdings nicht verwunderlich, da hier nur internationale und somit keine explizit deutschsprachigen Hashtags aufgeführt sind.

Abbildung 2. Gesamt: 291.978 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 13.12.2023.

Social-Media-Profile relevanter Akteur:innen im deutschen Klimadiskurs

Um zu analysieren, wie intensiv sich deutsche Akteur:innen an der Social-Media-Debatte über die Klimakonferenz beteiligen, haben wir zusätzlich zu den verwendeten Hashtags die Aktivitäten auf verschiedenen Social-Media-Profilen erfasst. Insgesamt haben wir dabei mehrere Profile aus den folgenden verschiedenen Akteursgruppen untersucht:

  • Parteien (z. B. CDU, SPD)
  • Politiker:innen (z. B. Olaf Scholz, Steffi Lemke)
  • Medienangebote (z. B. zdfheute, BILD)
  • Klimaaktivist:innen (z. B. Luisa Neubauer) und Aktivist:innengruppen (z. B. Letzte Generation, Fridays for Future Deutschland)
  • Umweltorganisationen (z. B. Greenpeace Deutschland, WWF Deutschland)
  • Klimaskeptiker:innen (z. B. Europäisches Institut für Klima und Energie – EIKE).
  • Bundesinstitutionen (z. B. Bundesregierung, Deutscher Wetterdienst)

Da diese Akteur:innen im Untersuchungszeitraum jedoch nicht nur Beiträge zur Weltklimakonferenz veröffentlichen, haben wir zusätzlich nach Beiträgen mit bestimmten Schlagworten von diesen Profilen gesucht. Abbildung 3 zeigt die Anzahl von Posts je Gruppe, die einen expliziten Bezug zur COP aufweisen, weil sie mindestens einen der drei Begriffe „COP28“ , Klimakonferenz“ oder „Dubai“ enthielten.

Abbildung 3. Gesamt: 465 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 13.12.2023.

Die Abbildung macht deutlich, dass mit Abstand die meisten Beiträge zur Weltklimakonferenz von Medienorganisationen stammen. Beiträge von Medienangeboten wie tagesschau, WELT und Deutsche Welle machen 72 % aller Beiträge in unserem Sample aus. An zweiter Stelle, aber deutlich dahinter, liegt die Gruppe der Aktivist:innen, von denen rund 11 % der Beiträge zur COP stammen.

In Abbildung 4 klammern wir die Beiträge von Medienorganisationen aus. Hier vergleichen wir die jeweilige Anzahl der Beiträge der übrigen Akteursgruppen für die vier untersuchten Social-Media-Plattformen. Facebook und Instagram sind dabei die Plattformen, die von vielen unterschiedlichen Akteursgruppen genutzt werden. Facebook ist auch die einzige Plattform auf der wir Inhalte vom klimawandelskeptischen Profil des Europäisches Institut für Klima und Energie, kurz EIKE, finden. Auf TikTok haben dagegen nur Aktivist:innen und Umwelt-NGOs Beiträge veröffentlicht, sodass die Plattform unter den verschiedenen Akteur:innen am wenigsten genutzt wird. Von Parteien und Politiker:innen finden sich auf TikTok keine Posts mit expliziten Bezügen zur Klimakonferenz . Die aktivste Gruppe auf allen vier Plattformen sind Aktivist:innen. Sie verbreiten ihre Inhalte im Vergleich zu anderen Akteur:innen häufiger auch auf TikTok und YouTube. 

Abbildung 4. Gesamt: 107 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 12.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben.

Zur Gruppe der Aktivist:innen zählen auch Beiträge der Profile von Fridays for Future Deutschland. Mit insgesamt 19 Posts zur Konferenz auf TikTok, Facebook, Instagram und YouTube sind die Klimaaktivist:innen die Akteur:innen mit den meisten Beiträgen. Auf YouTube und TikTok veröffentlicht Fridays for Future Deutschland Videos mit Erklärungen zu Themen und Entscheidungen der COP. Auf Facebook und Instagram postete die Gruppe Aufnahmen von Protesten. Dabei werden auf beiden Plattformen die gleichen Bilder hochgeladen (Abbildung 5).

Klima-Memes auf Profilen von Akteur:innen

Auch im zweiten Report wollen wir uns Beispiele für Politische Internet Memes anschauen, die während der Konferenz geteilt wurden. Bei Memes handelt es sich um nutzergenerierte Social-Media-Inhalte, die Text- und Bildinhalte miteinander kombinieren und meist mit einer humorvollen Absicht erstellt werden. Schaut man jedoch nach Memes, die auf den Profilen der einzelnen Akteur:innen veröffentlicht wurden und einen expliziten Bezug zur COP im Text des Beitrags haben, lassen sich kaum Beispiele finden. Unter den 387 Beiträgen von relevanten Akteur:innen befindet sich nur ein Beitrag, bei dem es sich um ein Internet Meme handelt (Abbildung 6). Insgesamt spielen Politische Internet Memes in der Kommunikation der Akteur:innen zur COP demnach kaum eine Rolle. Sofern Memes im Klimadiskurs auf Social Media verwendet werden, werden diese folglich von nicht-institutionalisierten Akteur:innen, die wir in dieser Analyse ausgeklammert haben, verwendet. Zudem liegen für unsere Analyse bislang nur die Ausgangsposts vor, sodass es möglich ist, dass Memes in Antwortkommentaren genutzt werden.

Bei dem einzigen Politischen Internet Meme aus einer untersuchten Akteur:innengruppe handelt es sich um einen Post der Tageszeitung taz auf TikTok, der sich auf das derzeit beliebte Videomeme „hahah…yeah“ bezieht. Das Meme zeigt im Hintergrund eine Schlagzeile aus einem Artikel der taz, der Widersprüche im Verhalten der brasilianischen Vertretung auf der COP thematisiert. Demnach hatte die brasilianische Umweltministerin, Marina Silva, während der COP erklärt, dass Brasilien mehr Verantwortung in der Klimawandelbekämpfung übernehmen würde. Gleichzeitig hatte der brasilianische Energieminister Alexandre Silveira während der COP angekündigt, dass Brasilien Mitglied des Ölkartells OPEC+ wird.

Dieser Widerspruch wird im Meme textlich durch das Unterstreichen von Elementen aus der Überschrift des taz-Artikels im Hintergrund hervorgehoben. Zusätzlich wurde das „haha … yeah“ Meme als Videoelement eingefügt, das in den letzten Wochen vor allem auf TikTok und Instagram starkverbreitet wurde. Das Meme zeigt ein kleines Kind, das laut und etwas aufgesetzt lacht und dabei beginnt, etwas resigniert zur Seite zu schauen. Das aufgesetzte Lachen in Kombination mit der Überschrift kann als Kritik an der brasilianischen Regierung verstanden werden, die bei enttäuschten Beobachter:innen ein resignierendes, zynisches Lachen hervorruft. Es handelt sich um ein Meme, das den Humorstil des aggressiven Humors einsetzt, bei dem der Humor des Autors (hier: die taz) in negativer Weise auf jemand anderes als sich selbst (hier: die brasilianische Regierung) abzielt.

Report 3 – 21.12.2023

Politische Internet Memes als Mittel zur Klimawandelbekämpfung und Klimawandelkritik: Eine Analyse von humorvollen Social-Media-Beiträgen während der COP28

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • Über 400.000 Social-Media-Beiträge während der COP auf TikTok, Facebook, Instagram und YouTube
  • Meiste Beiträge aus dem Bereich Humor und Memes auf TikTok
  • Memes werden sowohl zur Unterstützung der Klimawandelbekämpfung als auch als Kritik an Klimaschutz eingesetzt

Vom 30. November bis 13. Dezember 2023 fand in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) die diesjährige United Nations Climate Change Conference (COP28) statt. In unserem dritten Report analysieren wir weiter, was parallel zur Konferenz auf den Social-Media-Plattformen Instagram, Facebook, TikTok und YouTube passiert ist. Der dritte Report widmet sich humorvollen und besonders populären Inhalten. Dazu betrachten wir Beispiele für Memes, die während der COP erstellt und verbreitet wurden. Unter Memes verstehen wir nutzergenerierte Inhalte, die mit einer humorvollen Absicht erstellt wurden und Text- und Bildinhalte miteinander kombinieren. Zudem greifen wir einzelne Inhalte heraus, die besonders häufig angeschaut, kommentiert und geteilt wurden. Die dritte Analyse berücksichtigt dafür Inhalte, die zwischen dem 27. November und bis einschließlich zum 16. Dezember auf den vier Plattformen veröffentlicht wurden.

Abbildung 1. Gesamt: 418.572 Posts. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 16.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben.

Für den Zeitraum vom 27. November bis 16. Dezember haben wir insgesamt über 418.572 Social-Media-Beiträge gesammelt, die auf Facebook, TikTok, Instagram und YouTube veröffentlicht wurden. Beiträge wurden dann aufgenommen, wenn sie entweder einen thematischen Bezug zur COP oder zum Thema Klimawandel aufweisen (siehe Report 1) oder von einem Profil relevanter Akteur:innen veröffentlicht wurden (siehe Report 2). Abbildung 1 zeigt, dass rund 62 Prozent und damit fast zwei Drittel der Posts in unserem Sample auf Facebookseiten veröffentlicht wurden. Beiträge von TikTok und Instagram machen je 17 und 14 Prozent der gesammelten Beiträge aus. Rund 8 Prozent des Samples sind Beiträge von YouTube. 

#Meme und #Funny – Social-Media-Inhalte mit humorvoller Absicht

Ein zentrales Ziel des KLIMA-MEMES Projekts ist die Analyse von Humor im Klimawandeldiskurs. Um Inhalte zu identifizieren, die mit einer humorvollen Absicht veröffentlicht wurden, können wir verschiedene Hashtags heranziehen. Dazu zählen Hashtags, die allgemein auf unterhaltsame Inhalte hinweisen (z. B. #humor, #funny) ebenso wie Hashtags, die die Verbreitung von Memes implizieren (z. B. #meme, #climatememes). Die Verwendung von Hashtags wie #humor oder #funny durch Nutzer:innen interpretieren wir somit als Indikator für eine humorvolle Absicht hinter einem veröffentlichten Beitrag. Damit ist allerdings nicht zwangsläufig gesichert, dass es sich bei Inhalten mit dem Hashtag #meme tatsächlich um Memes handelt. Zudem müssen Beiträge mit dem Hashtag #funny nicht auch immer humorvolle Elemente beinhalten. Zur Annäherung haben wir dennoch für Abbildung 2 alle Posts berücksichtigt, die einen der folgenden Hashtags verwendet haben: #funny, #humor, #humour, #lustig, #meme“, #memes, #politicalmemes, #ecomeme, #climatememe.

Abbildung 2. Gesamt: 185.635 Hashtags. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 16.12.2023. Daten von TikTok werden aufgrund von technischen Einschränkungen seitens der Plattform erst drei Tage später erhoben.

Dabei wird deutlich, dass auf TikTok über den gesamten Zeitraum der Datenerhebung mit deutlichem Abstand die meisten Beiträge aus dem Bereich Humor und Memes veröffentlicht wurden. Der Anteil von Posts mit Hashtags zu Memes und lustigen Inhalten bewegt sich bei Instagram, Facebook und YouTube auf einem ähnlichen Niveau, das deutlich unter der Anzahl von TikTok-Inhalten liegt. Während die meisten Posts in unserem Sample von Facebook stammen, ist der Anteil von Beiträgen mit Hashtags zu Humor bei Facebook vergleichsweise gering. Eine erste mögliche Erklärung für die Unterschiede wäre, dass die einzelnen Plattformen unterschiedlich attraktiv für humorvolle Inhalte sind und teilweise unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Eine zweite Erklärung wäre, dass die Nutzung von Hashtags auf den einzelnen Plattformen unterschiedlich relevant ist. Je relevanter die Nutzung von Hashtags auf einer Plattform ist, desto wahrscheinlicher ist auch, dass mehr Inhalte über eine Hashtagsuche gefunden werden. Während auf TikTok häufig viele Hashtags verwendet werden, ist das bei Facebook im Vergleich seltener der Fall. Generell lässt sich dabei beobachten, dass Memes unter den einzelnen Nutzer:innen deutlich häufiger genutzt werden als von den relevanten politischen Akteur:innen im Klimadiskurs (siehe Report 2).

Humor und Klimawandel

Auch wenn unsere Daten im Kontext der COP28 erhoben wurden, ist nicht zwangsläufig gegeben, dass die Beiträge zu #funny oder #meme immer auch einen Bezug zum Klimawandel im Allgemeinen oder der Klimakonferenz im Speziellen haben. Daher haben wir im nächsten Schritt zusätzlich die Posts mit humorvoller Absicht ausgewählt, die durch die Verwendung weiterer Hashtags zusätzlich einen Bezug zum Klimawandel bzw. zur COP28 herstellen. Diese Bedingungen erfüllen insgesamt 1.422 Beiträge in unserem Sample.

Abbildung 3. Gesamt: 1.422 Posts mit Hashtags aus dem Bereich Humor/Memes und Klimawandel.

Abbildung 3 zeigt die zehn Hashtags zum Klimawandel, die am häufigsten mit den oben ausgewählten Hashtags aus dem Bereich Memes und Humor verknüpft wurden. Insgesamt wurde dabei am häufigsten der allgemeine Hashtag #climatechange verwendet. Auffällig ist zudem, dass sich unter den zehn Klimahashtags bei humorvollen Inhalten mit #climateaction, #savetheplanet und #thereisnoplanetb drei Hashtags finden, die eher dem Bereich Klimawandelbekämpfung zuzuordnen sind. Gleichzeitig lässt hier keiner der Hashtags eher klimawandelkritische Inhalte vermuten. Das legt die Interpretation nahe, dass humorvolle Inhalte eher aus dem Bereich der Klimawandelbekämpfung kommen. Eine ähnliche Beobachtung hatten wir bereits beim Vergleich aller Beiträge (und nicht nur der humorvollen Beiträge) gemacht. Auch hier war die Zahl von Inhalten mit Hashtags zur Klimawandelbekämpfung deutlich höher als bei Beiträgen, die eher klimawandelkritische Hashtags verwenden (siehe Report 1).

Beispiele für populäre Memes zum Klimawandel

Humorvolle Beiträge zum Klimawandel finden wir auf allen vier Plattformen. Um die Verbreitung und Popularität einzelner Beiträge besser zu verstehen, können wir die Anzahl von Interaktionen mit Beiträgen als Anhaltspunkt für ihre Popularität heranziehen. Dazu zählen die Anzahl von Likes, Kommentaren und Shares, die ein Beitrag erhalten hat.

Im Folgenden gehen wir auf zwei Beispiele auf TikTok und Instagram ein, die Hashtags aus dem Bereich Humor und Klimawandel kombinieren und im Vergleich zu anderen Beiträgen mit diesen Eigenschaften mehr Interaktionen bekommen haben. Das erste Beispiel wurde am 30. November auf einem privaten TikTok-Account veröffentlicht. Der Post hat über 1.000 Likes erhalten und wurde mehr als 250-mal kommentiert. Es zeigt den Screenshot eines Nachrichtenartikels des österreichischen Alternativmediums „Report 24“ vom selben Tag. Der Artikel zum Screenshot trägt die Überschrift „Wärmster Schneefall aller Zeiten? Tagesschau ist sicher: Ohne Klimawandel wäre der Schnee kälter!“ und nimmt Bezug auf ein Tagesschauinterview mit dem TV-Moderator Thomas Ranft. In Anbetracht eines frühen Wintereinbruchs in Deutschland erklärt Ranft im Video den Unterschied zwischen Wetter und Klima und ordnet ein, dass der Schnee aufgrund höherer Temperaturen feucht war und nicht liegen geblieben ist. Ohne den Klimawandel wäre laut Ranft mehr Schnee gefallen und auch mehr Schnee liegen geblieben. Aus den Aussagen leitet der Artikel die Idee des „wärmsten Schneefalls aller Zeiten“ ab. Das Meme macht sich über die Aussagen von Ranft lustig, indem das Bild eines grinsenden Hundes eingeblendet und auf der Tonspur ein lautes Lachen abgespielt wird. Das explizite Humorobjekt des Memes ist die tagesschau und damit verbunden die sogenannte „Mainstreampresse“. 

Das zweite populäre Meme wurde am 27. November auf der Instagramseite „the.commons.earth“ veröffentlicht und hat über 3.000 Likes erhalten. Darauf ist ein Mann in Kleidung aus dem 18. Jahrhundert abgebildet, der in einem sterilen und gepflegten Vorgarten zu sehen ist. Der Post stellt die rhetorische Frage, ob man heute noch so gekleidet sei wie der Mann. Als Antwort auf die gedachte Antwort „nein“ wird weiter gefragt, warum dennoch der Garten weiterhin so altmodisch aussehe? Klein darunter steht die Erklärung, dass Gärten im Stile des 18. Jahrhundert nicht mehr nachhaltig seien und dass es an der Zeit sei, den Stil des eigenen Gartens anzupassen. Mithilfe des Beitexts wird die Botschaft betont, dass natürliche Rasenflächen nicht nur günstiger und schöner sind, sondern auch besser für unser Ökosystem. Das Meme thematisiert Maßnahmen für ein nachhaltigeres Leben und macht sich somit über Personen lustig, die im Sinne des Memes eine veraltete Vorstellung von einem guten, aber wenig nachhaltigen Garten haben. Während das erste Meme eher dem klimawandelkritischen Bereich zuzuordnen ist und die Bedeutung des Klimawandels herunterspielt, wird das zweite Meme eher als Appell für nachhaltigeres Handeln eingesetzt. Somit zeigen die Beispiele wie unterschiedlich humorvolle Inhalte im Klimawandeldiskurs eingesetzt werden können.

Während diese zwei Memes für sich genommen eine relativ hohe Reichweite erzielt haben, zeigt das Beispiel eines Posts der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, wie einzelne Beiträge erst im Laufe der Zeit zu Memes werden können. Bereits in Report 1 hatten wir den Post von Meloni vom 01. Dezember aufgrund seiner Popularität aufgegriffen. Der Post zeigt ein Selfie von Meloni mit dem indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi während der COP. Als Hashtag wurde #Melodi verwendet; ein Wortspiel aus den Nachnamen der beiden. Mittlerweile haben über 2,2 Millionen Nutzer:innen den Post auf Instagram geliked (Abbildung 6).

Das Selfie wurde vielfach aufgegriffen, in teils humorvoller Weise bearbeitet und unter dem Hashtag #Melodi erneut von Nutzer:innen geteilt. Dabei wurde bspw. der Hintergrund des Bildes bearbeitet, sodass die beiden Politiker:innen vor unterschiedlichen Gebäuden zu sehen waren. Mehrere Beispiel wurde so angepasst, dass den beiden eine Liebesbeziehung angedichtet wurden (siehe Abbildung 6). Ein anderes Beispiel stellt den Bezug zum Videospiel GTA her und stellt die beiden Politiker:innen im Stile des Videospiels dar, das zum Zeitpunkt der COP ebenfalls getrendet hat.

Allerdings verdeutlicht das Beispiel auch die Schnelllebigkeit von bestimmten Trends und Memes auf Social-Media-Plattformen. Abbildung 8 zeigt, die Anzahl von Social-Media-Beiträgen, die als Reaktion auf das Selfie von Giorgia Meloni mit dem Hashtag #Melodi auf allen vier Plattformen von Nutzer:innen veröffentlicht wurden. Während die Anzahl von Posts mit dem Hashtag am 02. Dezember und damit einen Tag nach der Veröffentlichung des Selfies von Meloni eine Vielzahl an Beiträgen in unserem Sample hervorgebracht hat, spielt der Hashtag schon eine Woche später und ab dem 08. Dezember überhaupt keine Rolle mehr.

Abbildung 8. Gesamt: 830 Posts mit dem Hashtag Melodi. Erhebungszeitraum: 27.11.2023 bis 13.12.2023.

Ausblick und Kontakt

Das war der dritte und abschließende Report von uns zur COP28 in Dubai. Im Rahmen des Projekts werden wir weiter die Inhalte zur Konferenz analysieren und dabei vor allem manuelle und automatisierte Verfahren miteinander kombinieren. Weitere Informationen und Hinweise zu aktuellen Ereignissen im Projekt finden Sie weiterhin auf dieser Website. Sollten Sie Fragen oder Interesse an einem Austausch zu den Inhalten der Reports haben, können Sie sich gerne bei Simon Lübke melden:

Kontakt:
Dr. Simon Lübke
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Ludwig-Maximilians-Universität München
simon.luebke@ifkw.lmu.de

The KLIMA-MEMES project is funded by the Bavarian Research Institute for Digital Transformation.